Seit 1999 berichten Korrespondentinnen und Korrespondenten aus dem ARD-Hauptstadtstudio über Bundespolitik. Hier entstehen Hintergrund-Beiträge zur Kindergrundsicherung, der "Bericht aus Berlin", die ARD-Sommerinterviews mit den Parteivorsitzenden oder tagesaktuelle Kommentare zu Beschlüssen des Kabinetts.
Die Studioleitung in der ARD Media Lounge: Tina Hassel, Martin Ganslmeier (li.) und Matthias Deiß (Bild: ARD-Hauptstadtstudio /Thomas Kierok)
Seit neun Jahren leitet Tina Hassel das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Ihr Stellvertreter Matthias Deiß war von 2012 bis 2017 bereits Korrespondent im HSB und ist seit drei Jahren stellvertretender Studioleiter. Martin Ganslmeier leitet die Radio-Gemeinschaftsredaktion seit vier Jahren. Anlässlich des Jubiläums blickt das Leitungsteam zurück und bis in die Gegenwart.
Die Pressemitteilung zum 25-jährigen Jubiläum des ARD-Hauptstadtstudios finden Sie hier.
Wo waren Sie, als das ARD-Hauptstadtstudio gegründet wurde, haben Sie den Start 1999 verfolgt?
Ich war damals ARD Korrespondentin in Paris und hatte den Start sehr genau verfolgt. Für meine französischen Freunde war es selbstverständlich, dass die Politikberichterstattung auch aus der Hauptstadt kommt und das Hauptstadtstudio von Bonn nach Berlin zog. Der WDR hatte da zwei Seelen in seiner Brust, vielen fiel es nicht leicht, vom Studio Bonn Abschied zu nehmen. Mich hatte der Pioniergeist beeindruckt, mit der hier in kleinem Team und mit viel Improvisation etwas Großes aufgebaut wurde. Von diesem Spirit braucht die ARD mehr, auch heute!
Wie hat sich die Arbeit hier im Hauptstadtstudio während Ihrer Zeit verändert?
Viel. Aber ich bleibe erstmal bei dem, was konstant geblieben ist: hier arbeiten exzellente und engagierte Kolleginnen und Kollegen- und zwar auf allen Positionen! Wenn nicht alle immer wieder bereit wären, die Extra-Meile zu gehen, könnten man so einen Nachrichtentanker garnicht 24/7 durch diese Zeiten steuern. Aber es hat sich auch viel verändert: Hörfunk und Fernsehen waren einst eigene Inseln. Heute arbeiten sie eng verzahnt und abgestimmt. Wir haben crossmediale Ressorts, bei denen Radio und Fernsehen gemeinsam Themen anbieten, Inhalte bewerten, aber eben auch koordinieren, wer bei welchem Hintergrund dabei ist oder beim jeweiligen Ministerium anruft. Wir sind „Eins“ - so wie lange das Restaurant unten im Hauptstadtstudio hieß…
An welche Momente erinnern Sie sich gern?
Da könnte ich eine lange Aufzählung beginnen. Am liebsten erinnere ich mich an all die Ereignisse, wo das Haus echt unter Volldampf stand- und sich alle aufeinander verlassen konnten. Zum Beispiel bei den Koalitionsverhandlungen, oder bei den langen MPKs während Corona, wo wir stundenlange Programm machen mussten. Da haben alle recherchiert, jeder seine Quellen angezapft, die Infos zusammen getragen und damit die Kollegen versorgt, die gerade auf dem Sender waren und lange Strecken meistern mussten- immer trittsicher und auf dem neusten Stand.
Ich erinnere mich auch gerne daran, wie der journalistische Umbau des Hauptstadtstudios hin zu einem modernen Medienhaus getragen wurde, von engagierten Kollegen, bottom up, nicht top down. Mitten in dauerhafter Krisenberichterstattung haben die Kollegen und Kolleginnen noch engagiert eine Umstrukturierung geschultert. Chapeau! Und ganz persönlich erinnere ich mich am liebsten an die spannende Interviews mit wichtigen Politikern, bei denen man dann doch mehr entlocken konnte als sie eigentlich preisgeben wollten.
Dafür steht das HSB heute…
Für Top-Journalismus als Teamleistung! Im Rudel die Infos „jagen“ und bewerten, statt als Ego-Shooter die dicken Bretter alleine bohren zu wollen. Und: dafür, auch in Zeiten großer Veränderung ein klares Koordinatensystem zu haben.
Was wünschen Sie dem HSB zum Jubiläum?
Weiter einen klaren journalistischen Kompass. Ausreichend Selbstbewusstsein, aber auch Selbstkritik. Und Standhaftigkeit, auch wenn der Wind rauer wird.
Wo waren Sie, als das ARD-Hauptstadtstudio gegründet wurde, haben Sie den Start 1999 verfolgt?
Den Start des ARD-Hauptstadtstudios habe ich mit großem Interesse aus der Distanz verfolgt. Damals wohnte ich in München - zum Studium und Volontariat an der Deutschen Journalistenschule. Bei den Tagesthemen in Hamburg habe ich dann schnell mit vielen Kolleginnen und Kollegen des neu eröffneten Berliner Hauptstadtstudios zusammengearbeitet, bevor es mich 2003 dann selbst nach Berlin gezogen hat.
Wie hat sich die Arbeit hier im Hauptstadtstudio während Ihrer Zeit verändert?
Unser Hauptstadtstudio ist im Laufe der 25 Jahre zusammengerückt - Hörfunk und Fernsehen arbeiten enger zusammen – das hat unsere journalistische Schlagkraft erhöht. Gleichzeitig stehen wir stärker unter Beobachtung. Und: Unsere Arbeit ist schnelllebiger, die Taktung höher geworden, vor allem durch Tagesschau.de, Tagesschau24, aber auch durch die Digitalisierung unserer Redaktions- und Sendetechnik. Mit dieser Entwicklung können wir nur gemeinsam Schritt halten. Deswegen wollen wir den Weg der verstärkten und crossmedialen Teamarbeit zusammen weitergehen – künftig gemeinsam mit Anna Engelke und Markus Preiß.
An welche Momente erinnern Sie sich gern?
Es ist kein einzelner Moment, sondern die immer wiederkehrende Erfahrung, dass dieses Haus wie ein Uhrwerk funktioniert, wenn es ernst wird – egal ob Bundestagswahl, Koalitionskrise, Staatsbesuch oder Katastrophenfall. Das macht zum einem viel Freude und zum anderen sehr stolz.
Dafür steht das HSB heute…
Für Professionalität und Herzblut. Der Stolz, für das ARD-Hauptstadtstudio zu arbeiten, ist im ganzen Haus überall spürbar. Auch wenn es nach Corona, Ampeldauerkrise und zwei Jahren Ukraine-Krieg endlich mal Zeit zum Durchatmen wäre.
Was wünschen Sie dem HSB zum Jubiläum?
Matthias Deiß: Weiterhin viel Lust und Freude an erstklassigem Journalismus, und vor allem: Auch die nächsten 25 Jahre so tolle Kolleginnen und Kollegen, die dieses Haus jeden Tag und jedes Jahr aufs Neue zu etwas ganz Besonderem machen.
Wo waren Sie, als das ARD-Hauptstadtstudio gegründet wurde, haben Sie den Start 1999 verfolgt?
Ich habe den Start aus sehr großer Entfernung verfolgt. Ich war damals Junior-Korrespondent in Washington und mit Bill Clinton und den Folgen des Impeachment-Verfahrens gegen ihn beschäftigt.
Wie hat sich die Arbeit hier im Hauptstadtstudio während Ihrer Zeit verändert?
In den vergangenen Jahren gab es wahrscheinlich die größten Veränderungen seit Gründung des HSB. Die Hörfunk-Einzelstudios wurden zur Gemeinschaftsredaktion Radio zusammengeführt, die nun eng mit der Fernsehgemeinschaftsredaktion zusammenarbeitet. Fernseh- und Radio-Korris tauschen Infos und Rechercheergebnisse transparent via Teams aus. Seit einem Jahr sitzen die CvDs von Radio, TV, tagesschau.de und Social Media im crossmedialen CvD-Büro in der 4. Etage zusammen, planen gemeinsam, tauschen sich eng aus und beliefern auch Online und Social Media. Auch die crossmediale Chefredaktion ist seit einem Jahr in der 4. Etage zusammengerückt.
An welche Momente erinnern Sie sich gern?
Ganz viele! Zum Beispiel, als wir mit unserem Tagesschau-Zukunftspodcast „Mal angenommen“ für den Deutschen Radiopreis nominiert waren und bei der Preisverleihung mitgefiebert haben. Als wir nach der Pandemie zum ersten Mal wieder physisch und ohne Maske im Aqua zusammen diskutieren konnten. Oder als uns die Mitglieder der crossmedialen Arbeitsgruppe die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentiert haben, und ich richtig begeistert war. Journalistisch sehr spannend war die Reise mit dem Bundeskanzler zu Putins langem Tisch nach Moskau wenige Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine.
Dafür steht das HSB heute…
Für exzellente bundespolitische Berichterstattung auf allen Ausspielwegen für unterschiedliche Zielgruppen. Das HSB ist eine der leistungsstärksten Gemeinschaftseinrichtungen der ARD. Wir arbeiten im Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags und das mit sehr hohem Output.
Was wünschen Sie dem HSB zum Jubiläum?
Dass das HSB auch in den nächsten 25 Jahren die erste Adresse für bundespolitische Berichterstattung bleibt.
Ulrich Deppendorf war der erste Chefredakteur im ARD-Hauptstadtstudio und von 2001 bis 2002 sowie von 2007 bis 2015 Studioleiter. Anlässlich des Jubiläums sprach Johannes Unger (rbb) mit ihm über seine Anfänge im ARD-Hauptstadtstudio, seine Erinnerungen an besondere Sendungen und seine Überzeugungen zur Notwendigkeit der Digitalisierung.